Auch ich habe mich aktiv daran beteiligt, und zwar als Musiker eines kleinen Dorfvereins im Rosenmontagszug eines Nachbardorfes. Das hat Tradition, außerdem bringt es auch etwas Geld in die Vereinskasse. Nicht viel, denn das meiste haben wir in all den Jahren nach dem Zug dem Veranstalter durch entsprechenden Verzehr wieder zurück gegeben. Das wird sich aber, zumindest was meine Person anlangt, ändern.

Das Spielen im Zug hat sich in den letzten Jahren doch arg verändert. Fand man früher noch bei allen Beteiligten und den Zuschauern viel Gehör, so hat man heute Mühe, das eigene Gespielte überhaupt noch wahrzunehmen. Die schönen Lieder und Melodien werden ständig von unsäglich lauten "Bum-Bum-Bum"-Geräuschen übertönt. Aus riesengroßen Boxen, die auf jedem zweiten Wagen angebracht sind, erklingen die stupiden Bass-Rhythmen und lassen einem Musikverein keine Chance dagegen anzukommen.

In der Hoffnung auf eine leisere und ruhigere Zeit nach dem Zug, gingen wir geschlossen in die Bürgerhalle. Aber weit gefehlt.

Auch hier erklangen – allerdings noch etwas lauter – die oben erwähnten Töne. Mir verging ganz schnell die Lust, die erhaltene Prämie auch nur teilweise wieder an den Veranstalter zurück zu geben.

Bislang dachte ich immer an einem Karnevalsumzug mitzuwirken, aber offensichtlich wird das Ganze mittlerweile mit der Love-Parade verwechselt. Schade.

Günter Schmitz, Weiperath