Musikerauto läuft mit Sprit


Zum Artikel "Viel Lob und Riesen-Enttäuschung" in der Hunsrück-Ausgabe vom 10. Juli:


 



"Ein Musikverein feiert sein 90-jähriges Bestehen und stellt - so die Angaben der Besucher - ein "Super-Programm" auf die Beine. Was aber ist der Dank dafür? Nur wenige Gäste oder Zuhörer haben Lust, diesen Geburtstag entsprechend zu feiern und so die sicherlich nicht unerheblichen Vorbereitungsarbeiten zu honorieren.

Ich selbst bin seit mehr als 35 Jahren als aktiver Musiker und mehr als 20 Jahren im Vorstand eines Nachbarvereins tätig und kann die herbe Enttäuschung der Musiker nachvollziehen. Unser Verein hatte an diesem Sonntag zwei Auftritte, einmal ein Frühschoppenkonzert beim Pfarrfest im Nachbardorf und mittags eben auf dem Jubiläumsfest des Musikvereins. Beim Frühschoppen auf dem Pfarrfest hatten mehr Musiker auf der Bühne Platz genommen, als Zuhörer im Saal anwesend waren. Mittags in Morbach hätten wir ebenfalls vor leeren Stühlen musiziert, wenn da nicht noch die vor und nach uns aufgetretenen Musikvereine im Festsaal geblieben wären. Die Aufzählung der Enttäuschungen ließe sich noch beliebig fortsetzen, aber das sollte uns (hier meine ich alle aktiven Musiker und Vorstandsmitglieder der Musikvereine) nicht entmutigen, weiterzumachen. Doch da stellt sich die Frage, wie lange wollen/können wir noch weitermachen? Denn unser Hobby kostet ja auch Geld. Nicht nur der Verein muss sehr viel Geld investieren, auch jeder einzelne Aktive ist finanziell gefragt. Ich denke hier beim Verein insbesondere an Reparaturen und neue Instrumente, die viel Geld kosten.

Und damit dieses Geld auch reinkommt, veranstaltet ein Musikverein unter anderem ein Jubiläumsfest. Hier ist im Vorfeld bereits viel Arbeit und Geld erforderlich, um ein solches Fest überhaupt zu ermöglichen. Und wenn dann die Gäste/ Zuhörer ausbleiben, kann man den Frust der Verantwortlichen sicherlich verstehen. Aber auch der einzelne Aktive investiert viel Freizeit und Geld, denn jeder Auftritt erfordert eine vorherige Anreise, und ohne Benzin läuft auch ein Musikerauto nicht.

Vielleicht sollten wir zukünftig einfach die "selbstverständlichen Auftritte" wie Fronleichnam, Weißer Sonntag, Konfirmation, Martinsumzug, Kirmes, Volkstrauertag, Weihnachten und Muttertagsständchen nur noch gegen Bezahlung durchführen. Der Aufschrei der den Festen fernbleibenden Bevölkerung wäre mit Sicherheit riesengroß, aber zumindest wären die Musikvereine finanziell besser gestellt.

Günter Schmitz,

Morbach-Weiperath



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